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Was ist EMDR?

Reden macht Reis nicht gar.

— chinesisches Sprichwort

Was ist EMDR?

EMDR ist leider ein komischer Begriff. Eine Abkürzung für “Eye Movement Desensitization and Reprocessing” – (nicht Reprogramming, was man manchmal liest). Also in etwa “Desensibilisierung und Wiederaufarbeitung”.

Aber was verbirgt sich dahinter? Ein Psychotherapieverfahren, das Ende der 80er Jahre von der amerikanischen Psychologin Francine Shapiro entdeckt und dann weiter entwickelt wurde. Weil die Methode aber so merkwürdig wirkte, konnte sie zunächst nur Patient*innen dafür gewinnen, die als aussichtslose Fälle galten: Vietnam-Veteranen, die aufgrund ihrer schweren psychischen Symptomatik oft am Rande der Gesellschaft gelandet waren. Der Vietnam-Krieg ging übrigens 1975 zu Ende, die Symptomatik der Patient*innen war also seit langem chronifiziert. 

Lange Zeit wusste kein Mensch, was EMDR ist. Inzwischen wurde diese Therapie-Methode ziemlich bekannt. Mit allerlei Vor- und Nachteilen, die so etwas wohl mit sich bringt. Die Vorteile liegen auf der Hand: Menschen, für die es eine geeignete Therapieform ist, kommen nun auf die Idee, sich nach EMDR zu erkundigen. Allerdings haben viele auch falsche Erwartungen und Hoffnungen. Denn wie bei allem, kommt es natürlich darauf an. Nämlich darauf, die richtige Methode für ein spezielles Problem zu finden. Aber um EMDR ranken sich schon einige Mythen. Was es damit auf sich hat, versuche ich im folgenden Abschnitt zu erklären.

Ist EMDR eine Wundertherapie?

Wahrscheinlich hatte niemand hohe Erwartungen. Aber dann wiederholte es sich immer wieder: Francine Shapiro konnte diesen chronisch traumatisierten Menschen tatsächlich helfen. Viele waren nach wenigen Sitzungen vollkommen geheilt. Seither ranken sich allerlei Mythen um EMDR. 

Dass es sich dabei um eine Art Wundertherapie handle, die in einer einzigen Stunde das heilen kann, was vorher in langen Therapien nicht veränderbar gewesen war. Oder auch das andere Extrem: Dass EMDR ein überschätzter Mode-Hype ist, der nicht ernst genommen werden sollte. Beides ist nicht wahr. EMDR kann extrem wirksam sein und in relativ kurzer Zeit viel erreichen. Aber EMDR bedeutet auch harte emotionale Arbeit, die nicht für jede*n zu jeder Zeit das Richtige ist.

Ob EMDR für Sie und Ihre Symptomatik passen könnte, kann eine erfahrene Traumatherapeut*in im Gespräch mit Ihnen herausfinden. 

Wirksamkeit

EMDR ist eine sehr gut erforschte Psychotherapie-Methode, die in vielen hochwertigen, kontrollierten Studien ihre Wirksamkeit nachweisen konnte. Denn für Francine Shapiro war es von Anfang an wichtig, ihre Methode sehr transparent und nach allen Regeln der Kunst zu erforschen und erforschen zu lassen.

So ist es ihr gelungen, auch Skeptiker zu überzeugen. Inzwischen ist EMDR eine weithin anerkannte und etablierte psychotherapeutische Methode. Sogar der konservative deutsche Wissenschaftliche Beirat hat EMDR 2014 für die Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung bei Erwachsenen anerkannt (leider bisher nur dafür). Eine neue psychotherapeutische Methode zu etablieren ist übrigens wirklich etwas besonderes und das hat nicht nur mit der Wirksamkeit der Methode und den wissenschaftlichen Nachweisen, sondern auch mit Geschicklichkeit und Hartnäckigkeit von Francine Shapiro zu tun. Denn natürlich geht es auch im Wissenschaftsbetrieb um das Verteidigen der eigenen Pfründe und niemand möchte die eigene Methode vielleicht im Hintergrund verschwinden sehen, weil etwas Neues auftaucht.

Wie funktioniert es?

Die kurze Version klingt wirklich sehr merkwürdig: Während man sich an ein belastendes Ereignis erinnert, soll man die Augen schnell bewegen. Das führt über inzwischen gut erforschte neurologische Prozesse zu verschiedenen Veränderungen im Gehirn, die dazu führen, dass die Belastung endlich verarbeitet werden kann. Man muss dabei nicht viel reden, vor allem muss man das belastende Ereignis nicht im Detail beschreiben.

Es ist immer wieder berührend und auch unfassbar, welche Veränderungen sich in solchen Sitzungen ergeben. Allerdings ist das auch wirklich sehr anstrengend und es kann auch zu „Nachbearbeitungen“ kommen. Man kann also z.B. im Nachhinein noch Erkenntnisse gewinnen oder es fallen einem noch neue Erinnerungen ein. Solche EMDR-Bearbeitungssitzungen sollten normalerweise gut vorbereitet werden, damit man dann auch mit dem umgehen kann, was eventuell auftaucht.

Inzwischen gibt es übrigens noch einige andere Möglichkeiten der „bilateralen Stimulation“ (neben den Augenbewegungen). Hier kann man durchaus auch individuell etwas experimentieren.

Hilft EMDR nur bei Trauma?

EMDR ist also eine erstaunliche und sehr erfolgreiche psychotherapeutische Methode, um nicht bewältigte Erfahrungen zu verarbeiten. Da hinter vielen Symptomen unverarbeitete Erfahrungen und Erinnerungen stecken, kann EMDR dann sehr hilfreich sein. Wenn Sie etwas über EMDR-Therapie erfahren möchten, finden Sie mehr Infos hier.